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Die drei Kapellen

Die Somme besitzt eine Vielzahl von Kapellen. Einige davon, mit besonderer Liebe und Sorgfalt gepflegt, sind wahre Schmuckstücke sind. Entdecken wir drei von ihnen auf einer ländlichen Tour – eine zauberhafte Auszeit vom Alltag. Vergessen wir für einen Moment das Getöse unserer chaotischen Welt und machen uns auf den Weg nach Longuet, einem etwa 30-Seelendorf, zur Kapelle Saint-Julien-l’Hospitalier. 1716 auf den Fundamenten einer kleinen Einsiedelei aus der Zeit der Templer errichtet, überragt sie die Straße. Um sie zu betreten, läuft man einen tadellos gepflegten Weg aus hellem Kies hoch. Die Pflanzen, die ihn säumen, lassen eine Vielfalt an Grüntönen miteinander verschmelzen, die hier und da von Blumen unterbrochen wird. Der von einem Glockengiebel überragten Eingang, mutet inmitten des weißen Kreidesteins wie ein schwarzer Schlund an. Im Inneren beeindrucken die mineralische Schlichtheit, die alten, schnörkellosen Holzbänke, der graue Steinboden – Fischgrätenmuster im Mittelgang, Halbziegelmuster für die Bankreihen seitlich –, auf dem man am liebsten barfuß laufen möchte, und die klösterliche Atmosphäre. Deren einzige Abweichung: die Licht- und Farbkleckse, welche die Sonne durch die Kirchfenster auf die Steinwand wirft. Wenn es draußen heiß ist, verweilt man noch lieber an diesem ruhigen und kühlen Ort. Der Leib Christi wird hier aufbewahrt und einmal im Monat findet eine Messe mit Anbetung statt. Freitags trifft sich dort eine Gebetsgruppe und am Ostermontag findet eine Pilgerfahrt zum Schutzpatron von Longuet statt.

 

Kapelle von Saint-Julien-l’Hospitalier

Rue d’Abbeville

80510 Longuet

Täglich geöffnet

In dieser Region, in der es ständig bergauf und bergab geht, fahren wir die Straße nach Long hinauf. Dann geht es wieder bergab und wir durchqueren das Dorf, biegen vor dem Schloss links ab und setzen unseren Aufstieg zur Kapelle Notre-Dame de Lourdes in Long fort. Von dort aus hat man einen herrlichen Ausblick auf das von Grün beherrschte Tal.  Bei der Kapelle wiederum dominiert die Marienfarbe, Blau: Auf der Spitzbogentür in einem kräftigen Ultramarin und im Inneren in einem ätherischen Himmelblau, dessen Ton fast so wirkt, als würde man in reines Wasser eintauchen. Florentine Véronique Bilhaut ließ diese der Jungfrau Maria gewidmete Kapelle 1870 auf einem Grundstück errichten, das ihr gehörte. Sie kam hierher, um für ihren Sohn zu beten, der im Alter von 21 Jahren gestorben war. Die Kapelle wurde der Gemeinde vermacht und wird auch heute noch jedes Jahr am Vorabend des 15. August für eine Messe genutzt. Die Kerzen, die in der Kapelle brennen, zeugen von regelmäßigen Besuchen.

 

 

Kapelle Notre-Dame de Lourdes

Rue de la Chapelle (Straße der Kapelle)

80510 Long

Täglich geöffnet

 

 

Um zu unserer dritten Station zu gelangen, muss man auf das Somme-Plateau hinauffahren, Ailly-le-Clocher durchqueren und in Bellancourt, gleich nach dem Trödelladen Brocante de l’Enclos Picard, rechts abbiegen, um die Kapelle Notre-Dame de Montflières zu erreichen. Wählt möglichst einen Tag mit gutem Wetter, um den angrenzenden Garten zu genießen, der eine wahre Oase der Ruhe ist und zur Meditation einlädt. Diese Kapelle, die ich bis zum Schluss aufbewahrt habe, ist vielleicht die originellste; sie ist auch die älteste. Sie wurde um 1160 errichtet, nachdem einem Hirten das Bild der Heiligen Jungfrau in einer Ulme erschienen war. Aufgrund ihres anerkannten wundertätigen Status wurde die Kapelle im Laufe der Jahrhunderte dreimal erweitert. 

 

Die über dem Altar stehende Marienstatue aus Eichenholz stellt Maria mit ihrem Sohn auf dem Schoß dar. Rose Bertin (1747-1813. Siehe Rubrik Portraits), eine Modeschöpferin oder, wie man damals sagte, eine Modistin aus Abbeville, fertigte für die Statue ein Kleid aus goldenem Tuch an, das 1778 von Königin Marie-Antoinette als Dank für die Geburt ihrer Tochter Marie-Thérèse gestiftet worden war. 

 

Um die Kapelle zu schützen, wurde die Ulme der Erscheinung der Heiligen Jungfrau 1965 gefällt. Damals hatte sie einen Umfang von sieben Metern und war dreißig Meter hoch.

 

Schon seit dem Jahr 1100, lange bevor die Kapelle errichtet wurde, strömten die Gläubigen nach Montflières, und die Votivgaben, die die Wände der Kapelle bedecken, zeugen bis heute von ihrer Dankbarkeit. Der Ansturm der inbrünstigen Menge in den ersten Tagen ist zwar längst abgeflaut, aber man kann nicht durch ihre Tür gehen, ohne ein Hochgefühl zu verspüren.

 

An der Kapelle schließt sich ein kleiner Park an, der von einem Kreuzweg umgeben ist. Alles hier erweckt einen Eindruck von Natürlichkeit. In der Mitte steht ein Christus am Kreuz, und einige Bänke laden zu Verweilen ein, sich zu besinnen, um den Augenblick in der erholsamen Einsamkeit dieses Ortes zu genießen, der von allen vergessen zu sein scheint. Nur die Vögel und große, samtige Hummeln, die gierig von Blüte zu Blüte fliegen, durchbrechen die Stille.

 

Kapelle Notre-Dame de Montflières

2 Impasse de la Chapelle

80132 Bellancourt

 

Die Kapelle ist das ganze Jahr über geöffnet, 7 Tage die Woche vom 1. April bis 30. September von 9:30 bis 19:00 Uhr – vom 1. Oktober bis 31. März von 9:30 bis 17:00 Uhr.

 

Falls die Zeit für das Abendessen naht, warum den Tag nicht im Restaurant des Flugplatzes Buigny-Saint-Maclou ausklingen lassen, der nur knapp zehn Kilometer entfernt ist. 

 

Hotel l’Aérodrome de la Baie de Somme 

1 rue Michel Doré

80132 Buigny-Saint-Maclou

Tel.: +33 3 22 19 17 89

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