
Mühlen der Somme
Wenn man von Mühlen spricht, denkt man vielleicht zuerst an Alphonse Daudet oder an die Niederlande oder sogar an moderne Windkraftanlagen. An der Somme gibt es dennoch auch zahlreiche Mühlen, von denen viele verfallen sind oder ihre Flügel verloren haben. Einige wurden jedoch restauriert und ich lade euch ein, mir auf eine Tagestour zu folgen, die uns von Flixecourt über Eaucourt nach Frucourt führen wird.
Wir begeben uns zuerst nach Flixecourt, einer Gemeinde von rund 3.200 Einwohnern, auf halbem Weg zwischen Amiens und Abbeville. Von Amiens kommend, steht auf der Anhöhe rechts der Straße D1001 die Basile-Mühle aus dem Jahre 1776: Makellos weißer Turm, imposantes Schieferdach und rote Flügeln. Sie wurde zwischen 2017 und 2018 restauriert und kann nun besichtigt werden.
- Von Mai bis August: Von 9:00 bis 20:00 Uhr
- Im März, April, September und Oktober: Von 9:00 bis 19:00 Uhr.
- Von November bis Februar: Von 9:00 bis 17:00 Uhr.
Im Innern wird man mithilfe digitaler Animationen (mittels QR-Codes) auf eine Entdeckungsreise zu den Schätzen der Nièvre und der Somme geschickt. Wer jedoch nicht so digital unterwegs ist, kann einfach das kühle Innere der Mühle und die Schönheit ihres prächtigen Dachstuhls genießen.
Wer danach Hunger hat, kann sich in der Bäckerei Hébert (67 rue Roger Godard) von den verschiedenen Baguettes, den köstlichen Viennoiseries (feine Backwaren) und dem herrlichen Kuchen verführen lassen.
Nun fahren wir weiter in Richtung Eaucourt-sur-Somme.
Um zur Guidon-Mühle aus dem 17. Jahrhundert zu gelangen, folgt man einer engen, kurvigen Straße, die auf dem 98 Meter hohen Plateau über dem kleinen Dorf Eaucourt-sur-Somme endet. Die Mühle überragt das Tal und soll früher den Schiffen von der 22 Kilometer entfernten Somme-Bucht bis zur Hafeneinfahrt von Abbeville, knapp 6 Kilometer Luftlinie entfernt, als Orientierungspunkt gedient haben. Man sollte hier erwähnen, dass der Meeresspiegel damals einige Meter höher stand als heute. Von der Mühle aus schweift der Blick über eine Landschaft aus Seen und bewaldeten Anhöhen, und an klaren Tagen kann man sogar den Perret-Turm und die Kathedrale von Amiens erkennen.
Nachdem die Mühle 1919 ihre Produktion eingestellt hatte, wurde sie in den 1930er Jahren aufgegeben und verfiel nahezu ganz. Anfang der 2000er Jahre wurde sie vier Jahre lang auf Betreiben der Vereinigung der ehemaligen Schüler von Eaucourt und der Gemeinde restauriert. Nach der Wiederherstellung des Mahlwerks und der rot bespannten Flügel kann es heute wieder Getreide mahlen und Mehl produzieren.
Führungen an Sonn- und Feiertagen von Anfang April bis Ende September von 15 bis 18 Uhr. Gruppen ab 10 Personen täglich nach Voranmeldung.
Die Mittagszeit rückt näher? Warum also nicht bis nach Abbeville fahren und dort im Vieux Noyer speisen? Es liegt in der Nähe der ehemaligen Zuckerfabrik der Stadt, die einem Einkaufszentrum gewichen ist, deren erhaltener Fabrikschornstein jedoch immer noch stolz in die Höhe ragt. Im Vieux Noyer, einer traditionellen Brasserie mit schlichter Einrichtung, die vor allem Angestellten und Arbeiter aus der Umgebung anzieht, wird man herzlich empfangen. Wer Vegetarier ist, kann sich z. B. ein Käse- oder Naturomelett mit Pommes frites zubereiten lassen (sie sind hier besonders schmackhaft). Auch die Desserts sind eine Sünde wert. Obwohl das Restaurant mittags immer prallvoll ist (abends ist es geschlossen), sind die Kellnerinnen sehr freundlich, die hausgemachten Speisen köstlich und der Service schnell.
Täglich außer sonntags von 12:00 bis 14:30 Uhr geöffnet.
11 rue Côte de la justice - Abbeville
Nun begeben wir uns wieder auf die Straße und fahren in Richtung Frucourt. 1641 auf einer Anhöhe errichtet und seit 1931 als historisches Denkmal eingetragen, die Mühle in Frucourt wurde zwischen 2004 und 2007 dank der Association du Moulin Fortifié de Frucourt ebenfalls restauriert. Die zur Zeit der spanischen Invasionen errichtete Mühle war befestigt und verfügte über Tore mit Maschikulis, also Wurflochreihen. Auf einem Stein befindet sich das gemeißelte Wappen der Familie de Montemer, der damaligen Herren von Frucourt. Davon hat lediglich das Laub die Zeit überdauert. Außerdem ist noch eine Sonnenuhr zu sehen.
Auch wenn die Besichtigung nur an sehr seltenen Tagen möglich ist (erkundigen Sie sich beim Fremdenverkehrsamt Baie de Somme unter der Nummer 03 22 24 27 92), lohnt sich die Landschaft auf jeden Fall – und vor allem die letzte Station unserer Reise: der Friedhof von Frucourt.
Er liegt an einem bewaldeten, bukolischen Hang inmitten von Feldern und ist über einen Torbogen zu erreichen. Dieser friedliche Ort beherbergt eine ganze Reihe von Berühmtheiten und Persönlichkeiten. Allen voran die letzte Ruhestätte von Elsa Schiaparelli (1890-1973), der Grande Dame der Mode, Schöpferin des Shocking-Pinks und des Parfums Shocking, dessen Flakon in der Gestalt einer nach Mae West geformten Büste 1936 einen Skandal auslöste. Schiaparelli war außerdem die Großmutter der Fotografin Berry Berenson, der Ehefrau von Anthony Perkins, die am 11. September 2001 an Bord des Flugzeugs starb, das in den ersten Turm des World Trade Centers flog.
Weiter hinten befindet sich das Grab der Familie Forceville, die im Schloss die Nachfolge der Herren von Frucourt antrat. Unter den Verstorbenen, die hier ruhen, befindet sich auch Clarita Hahn-Séminario (†1979), die Nichte des Komponisten Reynaldo Hahn, den eine Liebesgeschichte und später eine lange Freundschaft mit Marcel Proust verband.
Der Friedhof beherbergt außerdem die Asche von Charles Winston Browne Rankin (†1977), Kabinettschef des Lordkanzlers, und gleich daneben die Grabplatte von Richard Bayliss (1917-2006), einem Endokrinologen, der von 1970 bis 1983 der Leibarzt von Königin Elisabeth und der britischen Königsfamilie war. Beide waren mit der gleichen Frau verheiratet. Schließlich sind das Grab des Malers Jean Raymond Colin (1927-1959) und das geheimnisvollere Grab eines jungen Laoten, der 1976 im Alter von 20 Jahren starb, zu sehen.
Ich hoffe, dass euch dieser Spaziergang gefallen hat.
Bücherempfehlungen
Wer mehr über Elsa Schiaparelli erfahren möchte, kann (auf Französisch) Elsa Schiaparelli. L’extravagante von Élisabeth de Feydeau bei Flammarion lesen.
Um mehr über die Rivalität zwischen Elsa Schiaparelli und Coco Chanel zu erfahren, kann man (auf Deutsch) Coco Chanel und Elsa Schiaparelli von Gertrud Lehnert bei Ebersbach & Simon lesen.
Und um mehr über die Liebe und Freundschaft zwischen Hahn und Proust zu erfahren, kann man Und der Wind weht durch unsere Seelen: Marcel Proust und Reynaldo Hahn. Eine Geschichte von Liebe und Freundschaft von Lorenza Foschini bei Nagel & Kimche kaufen.
Bis bald!



